An Gleim
Hoch durchwandl’ ich Gewölk, von der Mus’ um die Fersen gefittigt;
Rings säuselt äther, unten fliehn
Waldungen, äcker und Seen,
Thürmende Städt’ und Dörfer, und uneinladende Wildnis.
Nach deiner Hütt’, Altvater Gleim,
Wandl’ ich dämonische Bahn,
Jugendlich blühender Greis! nein, du graulockiger Jüngling!
Deutschlands und Preussens frömmster Sohn,
Bieder in That und Gesang!
So, wenn dem Mai aufgrünen die Erstlinge, schreiten die Luft durch,
Zu grüssen Deutschlands Genius,
Elfen und Elfinnen rings
Aus teutonischen Gaun zur erhabensten Kuppe der Brockens,
Dass Obst, Getreid’ und Rebenhöhn
Fruchtende Segen empfahn;
Fern dann stralt durch die Nacht wohlthätiger Genien Reihntanz,
Obzwar von Spuk unholder Schau
Fabelte Jäger und Mönch:
So an deinem Altare der Menschlichkeit, den, mit der Charis,
Die Mus’ im hellen Chor umschwebt,
Sammel’ ich edelen Keim,
Edelen Keim zu That und Gesang friedseliger Weisheit,
Rastloses Biedermuts, und nie
Altender Jugendlichkeit.
Als in dem hehren Gemach, wo vordem Kleist schlummerte, selber
Ich neulich ruht’ im Morgentraum,
Leuchtete plözlich ein Glanz;
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