An Gleim (2)
In: Taschenbuch für 1801. Hg. von Friedrich Gentz, Jean Paul und Johann Heinrich Voß. Braunschweig: Vieweg [1800], S. 75-79. Auch in: Sämtliche Gedichte 1802, Bd. 3, S. 222-226.
Siehe, der Sänger und Held mit ätherischem Frühlingslächeln Erschien, und sprach in holdem Laut: „Friede dir, jüngerer Freund „Unseres Gleim, und lebt’ ich, der meinige! Fried’ in der Wohnung, „Wo mich und unsren Lessing oft „Seliger Friede gelabt: „So wie mit Varius einst durch Tiburs Gärten und Flaccus „Der sanfte Maro traulich ging, „Und im elysischen Thal „Traulich sie gehn mit einander, mit uns, und den Barden der Vorwelt, „Neidlose Seelen, all’ in Lieb’ „Ewiger Schöne vereint! „Auch ein Verbündeter Gleims, des vaterländischen Sängers, „Und mein, der starb fürs Vaterland, „Athme du preussischen Sinn! „Heilige Religion der Vernunft, dich, Flamme der Gottheit, „Hätt’ überdunkelt Pfaffennacht; „Waltete Friederich nicht; „Waltete nicht, gleichherzig dem Grossoheime, der Jüngling, „Der, still im Weltaufruhr, ein Fels, „Hemmt den umwogenden Sturm; „Der sein hoffendes Volk in Fried’ und Gerechtigkeit weidet, „Und samt der schönen Hirtin gern „Musengesänge belauscht." Johann Heinrich Voß
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