Begräbnislied
Ruhe sanft bestattet
Du von Schmerz ermattet;
Allen Kummer tilgt das Grab.
Wir, die letzten Blicke senkend
Stehn am Rand', und dein gedenkend
Streun wir Blumen dir hinab.
Wohl dir! ruh' in Frieden!
Deinen Lauf hienieden
Hast du, Guter, wohl gelebt.
Redlich hast du nach Vermögen,
Schnöder Eitelkeit entgegen,
Gottes Licht und Recht erstrebt.
Wohl dir! ahnde leise
Was im stillen Kreise
Du geduldet und gethan.
Jetzt am hohen Ziel gewannest
Du den Palmkranz, und begannest
Dort des höhern Kampfes Bahn.
Aber wir, die Deinen,
Steh'n am Grab, und weinen,
Daß so früh der Gute schied!
Du so liebreich und gesellig,
Du zu Wort und That gefällig,
Liegst im Sarge nun verblüht!
Entstanden: Eutin, 1800
Zitiert nach: Sämmtliche poetische Werke von Johann
Heinrich Voss. Hg. von Abraham Voss. Leipzig: Immanuel
Müller 1835, S. 238f.
Vertonungen:
– Hans Georg Nägeli
– Fanny Mendelssohn-Hensel
Seelenhüll' o werde,
Was du warest, Erde,
Von des Rasens Blumen schön.
In verklärtem Schimmer hebet
Staunend sich der Geist, und schwebet
Engelflug zu Gottes höhn.
Zwar gen Himmel eilend
Haucht der Geist, noch weilend,
Tröstung uns, dem Lüftchen gleich!
"Weinet nicht zu sehr, ihr Lieben!
"Laßt den Erdenstaub zerstieben;
"Dort in Wonn' erwart' ich euch."
Ruhe, Staub bei Staube!
Unsers Freundes Glaube
Soll auch uns das Herz erhöhn.
Thränend scheiden wir von hinnen;
Doch wir kommen oft, und sinnen
Ach! ein frohes Wiedersehn.
Johann Heinrich Voß