Veranstaltungsarchiv 2023
So, 19. Februar 2023, 16 Uhr Otterndorf 272. Geburtstag von Johann Heinrich Voß - Voß-Lieder - Hochzeitsreise nach Mecklenburg Johann-Heinrich-Voß-Literaturmuseum, Johann-Heinrich-Voß-Straße 8, 21762 Otterndorf Veranstalter: Stadt Otterndorf und Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft. Neben der traditionellen Verkostung von Tee, Kaffee und Ernestines Kirschkuchen standen bei der diesjährigen Otterndorfer Voß-Geburtstagsfeier einige von Regina Bolten (Gesang) und Wolfgang von Schwerin (Gitarre) vorgetragene Voß-Lieder sowie eine Lesung nach Originalquellen über die „Hochzeitsreise nach Mecklenburg“ auf dem Programm, die von Martin Grieger (Sprecher), Silke Gehring (Ernestine Voß) und Frank Baudach (Johann Heinrich Voß) gestaltet wurden. Im Herbst des Jahres 1777 machte sich das junge, frisch vermählte Ehepaar Voß auf eine beschwerliche Hochzeitsreise von Wandsbek in Johann Heinrichs mecklenburgische Heimat – vor allem natürlich nach Penzlin, wo Ernestine ihre Schwiegereltern Voß kennenlernen sollte. Leider waren Reisen damals wie heute nicht immer das reine Vergnügen. Ist endlich der Zielort erreicht, steht die Bewältigung weiterer Probleme an... Die Lesung unternimmt eine Entdeckungstour ins Universum der Voß-Familie und ihrer Freunde. Dass etwa vor 245 Jahren auf einer einfachen Hochzeitsreise auch bedeutende Grundlagen der Weltliteratur zwischen Rasenbank und Kaffeekanne im Garten des Pastorats in Groß Vielen gelegt wurden, ist bislang noch kaum bekannt. Sa, 13. Mai 2023, 17 Uhr Eutin Jahreshauptversammlung der Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft Eutiner Landesbibliothek, Schlossplatz 4, 23701 Eutin Sa, 13. Mai 2023, 19:30 Uhr Eutin „Sey getrost klug“ – Johann Heinrich Voß als Übersetzer des Horaz Vortrag von Dr. Enrica Fantino (Leipzig) Eutiner Landesbibliothek, Schlossplatz 4, 23701 Eutin Veranstaltung der Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft und der Eutiner Landesbibliothek »Sey getrost klug!«: So übersetzte Johann Heinrich Voß Horaz’ berühmtes sapere aude (»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« – so Kants bekanntere Fassung), das geradezu als Leitspruch der Aufklärung gelten kann. Im 18. Jahrhundert erlebte die Rezeption der Horazischen Dichtung im deutschsprachigen Kulturraum eine ungewöhnliche Renaissance, die sich unter anderem in einer intensiven Übersetzungstätigkeit zeigt, an der gerade auch Voß beteiligt war. Horaz ist überhaupt der erste antike Autor, der von ihm übersetzt wurde: Voß’ Jugendübersetzungen Horazischer Lyrik, die zu einem noch wenig erforschten Bereich der deutschsprachigen Übersetzungsgeschichte gehören, gehen auf seine Zeit als Mitglied des Göttinger Hains zurück. Eine Gesamtausgabe seiner Horaz-Übersetzungen erschien aber erst 1806 und wurde von ihm nochmals 1820 für eine verbesserte Auflage bearbeitet. Die besondere Stellung dieses ›Horaz-Projektes‹ in Voß’ Werdegang ermöglicht daher prägnante Einblicke in seine Auffassung vom Dichten und Übersetzen und zugleich auch in die damalige Diskussion über die Funktion antiker Werke für die deutsche Literatur. Dr. Enrica Fantino, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klassische Philologie der Universität Leipzig, hat in diesem Vortrag Voß’ Horaz-Aneignung vom Jugend- bis hin zum Alterswerk anhand einschlägiger Textbeispiele skizziert und innerhalb der literatur- und kulturgeschichtlichen Konstellationen des ausgehenden 18. Jahrhunderts eingeordnet. Von großer Bedeutung war dabei ebenfalls die Frage nach dem Spannungsverhältnis des Voß’schen Horaz zu seiner so wirkungsmächtigen Homer-Übersetzung, die Voß zum berühmten Übersetzer der Antike machte und bis in die heutige Zeit rezipiert wird. Mi, 21. Juni 2023, 19 Uhr Otterndorf Die Gärten der Familie Voß Vortrag von Silke Gehring. Voß-Haus, Johann-Heinrich-Voß-Straße 8, 21762 Otterndorf Veranstalter: Stadt Otterndorf und Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft. Sonntags, 1. Juni - 31. August 2023, 15-18 Uhr Otterndorf Teestunde im Voß-Garten – nur bei schönem Wetter – Johann-Heinrich-Voß-Haus Literaturmuseum, Johann-Heinrich-Voß-Straße 8, 21762 Otterndorf Mi, 30. August 2023, 19 Uhr Eutin „Hänge dein Herz an kein vergänglich Ding“ – Aspekte von Herz und Klugheit im 18. Jahrhundert und bei Matthias Claudius. Vortrag von Jan Roidner (Hamburg). Eutiner Landesbibliothek, Schlossplatz 4, 23701 Eutin Veranstalter: Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft und Eutiner Landesbilbiothek Eintritt: 5 € - Mitglieder der Voß-Gesellschaft: frei. Mi, 29. November 2023, 19 Uhr Eutin Adelige Familienbriefe in unruhigen Zeiten – die »Stolberg-Sammlung Croÿ« Vortrag von Dr. Frank Baudach. Eutiner Landesbibliothek, Schlossplatz 4, 23701 Eutin Veranstalter: Eutiner Landesbilbiothek Eintritt frei. Es war ein Skandal ersten Ranges, als der weithin bekannte Dichter und Übersetzer Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Regierungspräsident des evangelischen Fürstbistums Lübeck in Eutin, im Sommer des Jahres 1800 mit seiner Frau Sophie und allen Kindern zum Katholizismus konvertierte. Mit allen Kindern? Nein, die älteste Tochter, die damals gerade fünfzehnjährige Marie Agnes, blieb Protestantin. Sie war mit dem jungen Grafen Ferdinand zu Stolberg-Wernigerode verlobt, dessen Eltern keine Katholikin als Schwiegertochter dulden wollten. Der Vater musste dies akzeptieren, lebte fortan mit der übrigen Familie im westfälischen Münster, Marie Agnes heiratete ihren Ferdinand und zog mit ihm ins ferne schlesische Peterswaldau. Doch der Familienkontakt blieb – mit ihrem Vater und seiner zweiten Ehefrau Sophie entspann sich ein intensiver Briefwechsel, der erst vor Kurzem im Besitz belgischer Stolberg-Nachfahren, der Familie de Croÿ, entdeckt und vor gut einem Jahr der Eutiner Landesbibliothek übereignet wurde. In einem auf zwei Jahre angelegten Erschließungsprojekt wird diese umfangreiche, 870 Briefe umfassende Korrespondenz zur Zeit vom ehemaligen Bibliotheksleiter Dr. Frank Baudach gesichtet, katalogisiert und inhaltlich erschlossen. In seinem Vortrag wird er über den aktuellen Halbzeitstand dieser Erschließung berichten. Als Familienkorrespondenz gibt die Sammlung direkte, intensive Einblicke in die Familien- und Freundschaftsstrukturen der Stolbergs, in die familiären Ereignisse (Reisen, Geburten, Todesfälle, auch Skandale) und ihre stets religiös geprägte Wahrnehmung der politischen und weltanschaulichen Umbrüche der Zeit. Zur Sprache kommen wird auch das wechselvolle Schicksal dieser bedeutenden Sammlung, die überhaupt nur durch glückliche Umstände zwei Jahrhunderte, zwei Weltkriege und eine Odyssee durch drei europäische Länder überstanden hat.