Johann Heinrich Voß
(1751-1826)
Leben und Werk (4)
oß arbeitete mit einer teilweise an Besessenheit
grenzenden Rastlosigkeit – »Oft sagt Papa des
Abends, wenn er zu Bette geht, wenn ich doch nicht
nöthig hätte zu schlafen«, dies berichtet Ernestine
Voß dem Sohn Heinrich im Dezember 1799.
Und der befreundete Komponist Johann Abraham
Peter Schulz schreibt Voß im Mai 1800: »Deine
Arbeitsamkeit ist mir unbegreiflich [...]. Ich weiß
nicht, wie du es machst, und wie du es aushältst.«
Dass diese enorme Produktivität ihn nicht nur – vor
allem in den 1790er Jahren – zeitweise reizbar und
nervös machte, sondern auch ernste gesundheitliche
Probleme nach sich zog, nimmt nicht Wunder. Diese
gesundheitlichen Probleme
brachten ihn dazu, sich bei
seinem Dienstherrn, dem
Herzog Peter Friedrich
Ludwig, um eine Befreiung
von seinen Dienstpflichten
und um eine Pension zu
bemühen, die er im Jahre
1802 auch erhielt.
Voß zog mit seiner Familie
vorübergehend nach Jena,
wo die Söhne Heinrich und
Wilhelm studierten,
und nahm dann –
trotz intensiver Be-
mühungen Goethes,
ihn in der Nähe
Weimars zu halten –
1805 einen Ruf an
die Universität
Heidelberg an. Voß
lebte hier gewisser-
maßen im Ruhestand –
er war kein Professor, sondern der Universität lediglich
durch eine beratende Tätigkeit ohne konkrete Verpflich-
tungen verbunden – und widmete sich in den nun folgenden
gut zwanzig Jahren vornehmlich seinen wissenschaftlich-
philologischen Interessen sowie dem Kampf gegen die in
Heidelberg vertretenen Romantiker, vor allem gegen den
romantischen Mythenforscher Friedrich Creuzer. Er starb in
Heidelberg am 29. März 1826 im Alter von 75 Jahren.
Frank Baudach
V
Blick auf das Heidelberger Schloss
Ernestine Voß